FreiNacht mit FreiPass am Lukmanier
5. / 6. August 2006, erstmals mit Strassensperrung für den motorisierten Verkehr
Schlussbericht von Simon Bischof, Präsident Verein FreiPass
Der Anlass
Der Anlass
Die Wetterprognosen verhiessen nichts Gutes. Ab Donnerstag regnete es in der Deutschschweiz praktisch ununterbrochen (Staulage am Alpennordhang), und die Prognosen verhiessen auch für den Samstag starke Bewölkung mit häufigen Niederschlägen. Diese Prognose traf für den grössten Teil des Alpennordhanges zu (wie Teilnehmende berichteten regnete es in Andermatt, wo sie losgefahren waren, stark), jedoch nicht auf das Lukmaniergebiet! Mit Ausnahme einiger Regentropfen oberhalb von S. Gions blieb der Anlass von Niederschlägen verschont.
So blieb die Teilnehmerzahl doch ziemlich unter den Erwartungen. FreiPass hatte 100 Teilnehmer prognostiziert, falls die Sperrung bewilligt wird und das Wetter gut ist. Tatsächlich meldeten sich nur 22 Teilnehmende an, wovon zwei sich kurzfristig wieder abmeldeten. Dafür versammelten sich am Bahnhof Disentis zusätzlich noch fünf nicht angemeldete Teilnehmende.
Während der Hinauffahrt nach der Passhöhe benutzten noch einige andere Nichtmotorisierte die freie Strasse für die Auf- oder Abfahrt. Nach Schätzung von FreiPass waren insgesamt etwa 70 Velofahrende dabei, was eindeutig unter den Erwartungen liegt. Zusätzlich benutzte aber auch eine Gruppe Nordic Walker die Strasse, sowie einige Kleingruppen, zum Teil mit Kinderwagen.
Der Genuss wurde durch die kleine Teilnehmerzahl keineswegs geschmälert, im Gegenteil! Eine so freie Passstrasse hat es wahrscheinlich noch nie gegeben und wird es vielleicht nach auch nie wieder geben. Die Fotos (herzlichen Dank an die TeilnehmerInnen, die uns Bilder zukommen liessen!) geben eine Ahnung davon, wie eindrücklich das Naturerlebnis auf der Tour war! Die längste Zeit hörte man nichts als Kuhglockengebimmel und Vogelgezwitscher. Wir nehmen einmal an, dass sich Fauna und Flora ebenfalls über die überraschende Stille freuten.
In Curaglia wurde die Ansprache des Gemeindepräsidenten von Medel, Claudio Simonet, mit warmem Applaus verdankt.
Das Sicherheitskonzept funktionierte, soweit FreiPass informiert ist, einwandfrei. Die Vorbereitungen des lokalen OKs waren sehr solide, und es sind uns weder Unfälle noch Zwischenfälle bekannt geworden. Auch die betroffenen Landwirte hielten sich an die Sperrung, es fand ein einziger (Milch?)-Transport statt.
Zu Diskussionen kam es offenbar auf der Passhöhe: Verschiedene Automobilisten versuchten, dem Stau am Gotthard (10 km) über den Lukmanier auszuweichen und reagierten zum Teil ungehalten, als man ihnen mitteilte, dass sie sich bis 21:00 Uhr gedulden müssten. Hier hat offensichtlich die Information nicht funktioniert, was aber weder FreiPass noch dem lokalen OK anzulasten ist. Auf der Südseite wurde offenbar nur bei der Autobahnausfahrt Biasca auf die Sperrung aufmerksam gemacht, im Bleniotal selber war dann der Lukmanierpass durchgehend auf grün geschaltet!
Das feine und wohlverdiente Znacht im heimeligen Hospiz Sta. Maria wurde von allen geschätzt. Herzlichen Dank an das freundliche Wirtepaar Lutz!
Die Abfahrt am Sonntag gestaltete sich gemütlich, das Wetter blieb trocken und es wurde natürlich immer wärmer; und auch ein Reifendefekt konnte die gute Stimmung nicht trüben. Wir genossen die gut signalisierte, verkehrsarme Route abseits der Hauptstrasse.
Fazit
Organisatorisch klappte alles bestens, und man kann dem lokalen OK für die mustergültige Ausrichtung des Anlasses nur gratulieren!
Finanziell gesehen hat sich der Aufwand wahrscheinlich weder für FreiPass noch für das lokale OK gelohnt. Die Ausgaben können noch nicht genau beziffert werden, dürften sich aber im niedrigen vierstelligen Bereich bewegen. Diese Kosten werden hälftig von FreiPass und der Gemeinde Medel übernommen. FreiPass (ca. 50 zahlende Mitglieder, ca. 300 Sympathisierende, welche regelmässig informiert werden) ist auf zusätzliche Mitglieder angewiesen, welche durch Anlässe gewonnen werden können. Das lokale OK hoffte auf zusätzliche Einnahmen aus übernachtungen im lokalen Gastgewerbe. Beide Hoffnungen dürften sich nur zum Teil erfüllt haben. Immerhin haben die auf der Nordseite abwärts fahrenden Teilnehmer höchstwahrscheinlich in der Surselva übernachtet; genaue Zahlen können allerdings nicht genannt werden.
Von den angemeldeten FreiPass-Teilnehmenden übernachteten etwa die Hälfte auf dem Hospiz Sta. Maria, die andere Hälfte im Tessin (Acquacalda, Olivone).
Am meisten profitiert hat wohl das Hospiz, da die wartenden Automobilisten das Restaurant bis auf den letzten Platz füllten. Dieser unerwartete Zustupf ist dem Wirtepaar zu gönnen, da sie als erste den Anlass unterstützt haben!
Ausblick
Gibt es 2007 wieder einen motorfahrzeugfreien Anlass auf dem Lukmanier? Die Idee hat sicherlich grosses touristisches Potenzial, und der Lukmanier verfügt über beste Voraussetzungen (zumindest die Nordseite hat eine sehr angenehme Durchschnittssteigung und ist nicht zu lang, sie kann deshalb auch von textschwarz trainierten Velofahrenden sowie Jugendlichen gut bewältigt werden).
Bei einer neuerlichen Ausrichtung eines solchen Anlasses müsste Folgendes angepasst/ besprochen werden:
Die Tessiner Seite muss mit einbezogen werden, und die Südseite müsste zumindest teilweise ebenfalls gesperrt werden. Der Vorschlag von FreiPass lautete ab der Abzweigung nach Campo Blenio. Es sind aber auch Startmöglichkeiten weiter oben denkbar (Camperio, Campra). Ohne eine Sperrung der Südseite werden weder das Bündner Tiefbauamt noch die Bündner Kantonspolizei einen neuen Anlass bewilligen.
Der Einbezug von Sedrun-Disentis Tourismus wäre ebenfalls wünschenswert. Die Geschäftsstelle Tourismus Sedrun/Disentis hat mehrfach Interesse an einem solchen Anlass bekundet.
Das Datum müsste besprochen werden. Verschiedentlich wurde kritisiert, dass der Anlass während der Ferienzeit stattgefunden hat.
FreiPass würde sich über eine erneute Zusammenarbeit sehr freuen!
Schlussbemerkung: „Les absents ont toujours torts!“. Das hat dieser Anlass einmal mehr bestätigt...
Simon Bischof, Präsident Verein FreiPass